Die Lichter der Wüstenstadt verblassten am Horizont, als wir mitten in der Nacht in staubiges Neuland aufbrachen. Früh morgens passierten wir die Grenzkontrolle. Alles klappte und wir bekamen ein Visum für 10 Tage – für den Oman. Das islamische Land auf der arabischen Halbinsel war eine neue Welt für uns alle – meine drei Freunde und mich. Jan war der, wegen dem wir überhaupt da waren: Angehender Ingenieur und gerade in Dubai tätig. Bens wichtigste Gepäckstücke waren Flipflops und eine Shisha im Hartschalenkoffer. Eine fragwürde Ausrüstung für einen Camping-Roadtrip. Aber da waren ja noch Norman und ich: voll informiert und vorbereitet waren wir stets dabei, den anderen von der Rückbank aus unserem Reiseführer-Sammelsurium vorzulesen.
Moschee im Oman
Wasserfall im Oman
Unsere Tour führte uns vorbei an imposanten Moscheen, Sinne benebelnden Märkten, bunten Mosaiken, zuckerweißen Stränden, türkisblauen Flüssen, mystischen Wasserfällen, unglaublich freundlichen Menschen, wunderschönen Sonnenaufgängen, Eier legenden Schildkröten, mauzenden Straßenkatzen und sehr viel Unbekanntem.
Sonnenuntergang in der Wüste
Doch es gab eine Nacht, die unsere Reise am meisten geprägt hat. Der Abend war schon vorangeschritten, die Sonne ging unter und wir hatten immer noch keinen Schlafplatz. Wir waren im Landesinneren am Rande einer Wüste – doch alleine ohne Ortskenntnisse trauten wir uns nicht, hineinzufahren. Dann sprach uns ein junger Omani an. Gegen Bezahlung würde er uns ein paar Kilometer in die Wüste begleiten und uns einen guten Schlafplatz zeigen – und uns am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder abholen. Wir überlegten, ob wir ihm trauen konnten. Denn so schnell würde uns niemand vermissen und erst recht nicht finden, wenn das eine Falle sein sollte. Doch schließlich stimmten wir zu. Nach einer halben Stunde fahrt waren wir allein in der Wüste – und eine unbeschreibliche Stille umgab uns, als die Sonne blutrot hinter den Dünen unterging.
Als wir unsere Zelte geschützt vor dem Auto aufgebaut hatten und unser Abendessen zubereiten wollten, zog ein Sandsturm auf. So blieb uns nichts anderes übrig, als zu viert in einem Zweipersonenzelt zu sitzen. In der Mitte von uns kochte der von Jan versalzene Reis und Ben grillte Fleisch, während der Wind an den Zeltstangen zerrte. Die Hitze war enorm und der Schweiß tropfte von der Decke, aber wir waren einfach nur glücklich und zufrieden an diesem Ort sicher beisammen zu sein.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, lag sie dann ganz still da, als hätte es die Unruhen der Nacht nicht gegeben: Die Wüste in ihrer Unendlichkeit und einzigartigen Majestät. Mit dem Sonnenaufgang standen wir auf, fühlten den schon warmen Sand unter unseren Füßen und Bens Ausrüstung zahlte sich aus: Denn in diesem Moment gab es keinen schöneren Genuss, als friedlich eine Pfeife zu rauchen. Am Horizont tauchte langsam das Auto des Omanis auf.