750 km auf der Garden Route
Ein Klassiker unter den Roadtrips sei das, wurde uns häufig geraten. Wenn man mal in Südafrika ist, dürfe man sich die Garden Route nicht entgehen lassen. In meinem Kopf braute sich eine traumatische Vorstellung von hupenden Touristenbussen, vollen Straßen und überlaufenen Sehenswürdigkeiten zusammen. Doch die Entscheidung stand fest: Drei Mädels, drei Meinungen und 13 Tage Urlaub. Wer Google nicht vorab konsultiert, der stellt erst vor Ort überrascht fest, dass diese Garden Route einfach von Kapstadt bis nach Port Elisabeth 750 km umfasst und das nicht nach der guten deutschen Straßenbauvorschrift. Und wir wollten auch wieder zurück. Außerdem wurde uns geraten, nachts besser nicht mehr unterwegs zu sein, was im südafrikanischen Winter ein relativ kurzes Reisefenster bedeutet.
Nachdem wir uns schnell einig darüber waren, dass keiner auf seinen eigenen favorisierten Zwischenstopp verzichten möchte, war die Rechnung rasch angestellt, dass wir jeden Tag einige Stunden im Auto verbringen mussten. Ein Roadtrip, der seine eigene Bedeutung übertraf. Eingedeckt mit Keksen (nichts anderes ist so hitzeresistent) und Wasserkanistern, begann das Abenteuer. Unsere anfänglichen Zweifel und Sorgen wurden uns von dem kräftigen Wind schnell ausgetrieben, während wir Pinguinen zuschauten und Delfine erspähten.
Fantastische Landschaften entlang der Garden Route
Unser kleiner Viersitzer fuhr die Strecke ohne sich zu beschweren; er fuhr an steilen Klippen und die Meilen gradliniger Autobahn, die wie mit einem Lineal über die Hügel Südafrikas gezeichnet wurden. Mit seiner grauen Farbe schien unser Auto sich vor der gewaltigen Naturkulisse verstecken zu wollen. Vorbei an tosenden Wellen, weißen Stränden, vermeintlich kanadischen Nadelbaumwäldern, Straußenfarmen, Gebirgsketten unterschiedlichster Struktur und Farbe, Weinbergen und einer Vielzahl an Aussichtspunkten. Mit Sonne im Gesicht und Gewitterfronten im Nacken, wurde die Straße unser bester Freund und unser Auto eine Plattform, die uns die Welt zeigte, die wir zu Fuß nie hätten erreichen können.
Unterwegs in Südafrika
Wer einen Roadtrip macht, der sollte am besten mit dem Ungeplanten planen. So verfolgten wir mit scharfem Blick den immer tiefer sinkenden Stand der Sonne und unseres Benzins. Die Vorstellung im südafrikanischen Nirwana bei einbrechender Dunkelheit am Straßenrand auf Hilfe zu hoffen, während Autos hier so häufig vorbeikamen wie Regenwolken in der Sahara, war etwas beunruhigend. Wie in einem James-Bond-Film schlitterten wir dann doch noch in die letzte Tankstelle vor dem Ende der Welt. Schweißgebadet, aber glücklich, ignorierten wir die geballte Aufmerksamkeit, die uns Exoten an diesem Ort galt.
Es waren nur 13 Tage, aber sie waren Erinnerungen für ein Leben lang - mit Geschichten, die zukünftige Enkelkinder mit Spannung verfolgen werden und welchen, die man Mutter lieber nicht erzählen möchte. Aber mit jedem Lied aus der damals in Endlosschleife laufenden Playlist, sitzen wir wieder in unserem kleinen Grauen und das Gefühl der Freiheit rauscht in unseren Ohren nach.