Blick auf die Rocky Mountains
Als ich letztens Jannis, einen meiner besten Freunde, der aber in einer anderen Stadt wohnt, zum Quatschen wiedergetroffen habe, sind wir auf die Kanada-Reise zu sprechen gekommen. Damals haben wir beide uns beim „Work and Travel“ kennengelernt und sind auch bis nach dem Aufenthalt in Nordamerika ziemlich gute Freunde geblieben. Die Freundschaft ist damals bei einem Roadtrip entstanden, den wir durch die Rocky Mountains gemacht haben.
Das Thema begann er mit den Worten „Ach, Kanada damals, das war schön“. Ich dachte, dass wir wieder in nostalgische Stimmung verfallen, während die Laternen uns bei mir Zuhause auf der Terrasse noch etwas Licht spendeten. Doch es ging ganz anders weiter. Seine Stimme erhob sich wieder und wurde freudiger. Er erzählte mir von damals, als wäre ich nicht dabei gewesen. Und lustigerweise begann er die Erzählung mit unserem Roadtrip durch British Columbia und Alberta.
Unterwegs in den Rocky Mountains
Es war für uns beide der erste Roadtrip und wir hatten noch gar keine Ahnung davon, was wir auf der Fahrt brauchen würden. Ebenso wenig stand vor der Reise fest, wo wir schlafen wollten. Maik holte uns mit seinem Auto ab und wir fuhren von Kelowna los. Der Highway 1 bietet sich für diesen Trip an, da viele Orte auf der Strecke liegen und man die Seen in den Rocky Mountains ausführlich erkunden kann. Wir fuhren also los. Wie es sich auf einem Roadtrip gehört, begannen wir irgendwann zu reden und zu lachen. Die Gespräche wurden in den Folgetagen immer ernster, je tiefer die Sonne stand. Nach und nach drehten wir das Radio leiser. Da wir so vertieft in unser Gespräch waren, vergaßen wir, uns um eine Unterkunft zu kümmern. Irgendwann war sogar schon die Sonne komplett hinter den Tannen des Glacier National Parks verschwunden. Da niemand ein Zelt gekauft hatte, weil wir einfach nicht drüber geredet hatten, brauchten wir ein Zimmer in einem Hostel. Also sind wir nach Golden durchgefahren und haben dort übernachtet.
In den nächsten Tagen ging es weiter bis nach Calgary. Kurz vor der Stadt, in der einst die olympischen Winterspiele stattfanden, liegt das Dorf Field, welches durch seine Größe (es besteht aus zwei Straßen) bei uns zu einem Running Gag wurde. Es wurde jeder kleine, abgelegene Ort mit dem Dorf verglichen. So etwas verbindet!
Doch als wir in Calgary angekommen waren, hatten wir uns gewünscht in Field zu sein. Die grauen Betonklötze gepaart mit Wellblechdächern und heruntergekommenen Gebäuden in der Innenstadt hatten nicht zum Bleiben eingeladen. Ursprünglich wollten wir dort drei Nächte bleiben, woraus eine wurde. Leicht genervt von der Atmosphäre der Geisterstadt, die Calgary zu der Zeit war (es war Mitte März und ziemlich kalt, weshalb niemand auf den Straßen unterwegs war) und mit der Freude darauf, dass wir wieder Richtung Westen zurückfahren würden, machten wir uns wieder auf.
Berge in Banff
Die Nacht - vor der in Calgary - verbrachten wir in Banff, einer Stadt die Ski- und Snowboardfans ein Begriff sein könnte. Die Stadt ist bekannt für ihre Pisten und die ausgelassenen Parties, die dort ganzjährig gefeiert werden. Dort sollte es wieder hingehen. Wir kehrten in ein Motel ein, teilten uns ein luxuriöses Zimmer mit zwei Doppelbetten und es gab sogar ein Partner-Motel in welchem wir kostenlos das Spa mitbenutzen konnten. Das hatten wir uns nach der Fahrt natürlich auch verdient. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man als Backpacker im Whirlpool sitzt und durch die bodentiefe Fensterscheibe des Spas in die schneebedeckte Landschaft guckt. Außerhalb von diesem Motel waren die meisten Unterkünfte auf dem Trip etwas einfacher, aber das gehört sich ja auch für einen Roadtrip.
Nachdem wir Banff verließen, fuhren wir weiter über Revelstoke zurück nach Kelowna, wo wir den Trip beendeten. Jannis hat mir dann noch vorgehalten, dass ich mein Geld nicht zusammenhalten könnte, weil ich damals eine Nacht mit in seinem Hostelbett schlief. Das wäre aber nicht passiert, wenn die Bekannte, die mich eigentlich abholen und bei sich schlafen lassen wollte, nicht vergessen hätte, dass wir schon zurück sind. Letztendlich verbrachte ich die Nacht dann bei ihm, weil die Rezeption des Hostels schon geschlossen war und ich sowieso kein Geld mehr hatte. Eine Nacht später ging es dann zurück zum Arbeiten in ein Hotel, um sich den nächsten Roadtrip leisten zu können.
Der Abend auf meiner Terrasse, an dem Jannis und ich uns wiedergetroffen haben, endete damit, dass wir noch fast zwei Stunden über die nachfolgende Zeit im Hotel sprachen. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, noch einmal erzählt zu bekommen, wie wir zu so guten Freunden geworden sind!