Es hätte eigentlich kein Road-Trip von Bedeutung werden sollen, doch es wurde einer. Im Januar 1993 mietete die Salzburger Internatsschule, bei der ich tätig war, 2 Busse und einen Minibus für 93 Schüler/innen und sechs Lehrkräfte. Schulreise nach Budapest! Mit Fahrzeit und Aufenthalten hatten wir mit 7 Stunden gerechnet, aber wegen eines argen Schneesturms mussten wir unserer ursprünglichen Rechnung noch 8 Stunden hinzufügen! Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn wir in den frühen 90ern zum Internet Zugang gehabt hätten, dem wir den neuesten Wetterbericht hätten ablesen können. Aber trotz Zeitungs- und Fernsehberichte hat sich die Administration aus irgendeinem Grund gedacht, dass wir an dem Morgen auf unsere 4-tägige Reise abfahren sollten.
In der Tat begann es erst dann zu schneien, als wir 30 Minuten unterwegs waren. Aber dass es sich auf einmal von “Nichts” auf Schneesturm schalten könnte! Von Salzburg nach Linz - das ist ein Katzensprung, eine Fahrt von einer knappen Stunde, wenn man ein bisschen Gas gibt. Vier Stunden später landeten wir bei Autobahnraststätte Ansfelden außerhalb Linz. Gekrochen waren wir, die zwei Busse und ein Minibus. An sämtlichen Unfällen waren wir schon vorbeigefahren: Autos, die in dem vielen Schnee einfach nicht manövieren konnten, in einigen Fällen gekentert! Während wir tiefgefrorene Schnitzel aßen, diskutierten wir, ob wir umkehren sollten. “Nein!” hat’s geheißen.
Um 15 Uhr erwarteten uns die Hotelleute in Budapest. Erst um 16 Uhr sind wir in Wien reingerollt. Was um Gotteswillen macht man mit 99 Leuten, einer überwiegenden Mehrheit hungrig werdender Teenager? Obwohl sich der Sturm gelindert hatte, herrschte auf den Straßen reines Chaos. Es war allerdings ein Werktag, die Wiener wollten heim! Aber weder Auto noch Straßenbahn konnte durch die Flaschenhälse durch, die sich überall auf dem Stadtplan gebildet hatten. Unser Herr Direktor musste sich was einfallen lassen und zwar schnell, und das tat er. Er reichte mir ein dichtes Bündel österreichischer Schillinge und befahl mir, unsere Menge zu den sämtlichen Würstlständen zu führen, die sich um den Westbahnhof befanden, so dass wir was Schnelles zum Essen kriegten, dann lief er davon.
Eine halbe Stunde später kehrte er mit 99 Bahnkarten zurück—wir sollten die Autobusse und den Minibus in Wien parken und mit der Bahn weiter nach Budapest fahren! Natürlich war die Bahnfahrt auch nicht ohne Abenteuer: drei unserer vier Waggons hatten keine Heizung, in Győr wollten die ungarischen Zollbeamten gleich unsere zwei australischen Schüler rausschmeißen, weil sie kein ungarisches Visum hatten - die beiden besaßen Diplomatenpässe und brauchten daher keins, eine Tatsache, die die Beamten ein paar Schillinge später einsahen. All das wurde aber in dem Moment vergessen, als uns das Budapester Hotelteam um 23 Uhr 30 mit einem heißen Abendessen begrüssten, das wir so viele Stunden vorher hätten essen sollen. Wir haben es geschafft—bloß unsere gemieteten Fahrzeuge nicht!