Von Nadine am 19. NOVEMBER 2014

Mietwagenreise Kanada: Abenteuer Natur und unendliche Weite

Ausland | Roadtrip

W er mit dem Auto durch Kanada fährt, dem offenbart sich eine unendliche Weite und das unbeschreibliche Gefühl mitten im Nirgendwo zu sein. Zahlreiche Seen, hohe Berge und zum Abschluss das Meer bieten eine traumhafte landschaftliche Vielfalt. Begleiten Sie unseren Kollegen Kevin bei seiner Reise einmal quer durch Kanada.

Route auf der Karte

Karte Roadtrip durch Kanada
  • Reisezeit: Oktober
  • Dauer: 5 Wochen
  • Länge: 6. 000 Kilometer
  • Highlight: Die Erfahrung der Natur im Allgemeinen und im Besonderen der Grasslands-Nationalpark
  • Empfehlung: Sehr viel Zeit einplanen, immer eine Benzinreserve dabei haben und am besten einen Mietwagen mit CruiseControl buchen, da die Strecken sehr lang sind.

Toronto

Einer der besten Gründe für einen Roadtrip durch Kanada sind die Straßen und die unglaubliche Natur, durch die man fährt. Das Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“ scheint in Kanada begründet zu liegen: Die Städte sind im Vergleich zur Natur relativ unspektakulär und das pure Erleben der Landschaften bietet eine wunderbare Entschleunigung. Doch bevor wir uns in die tiefen Wälder Kanadas vorwagen, erkunden wir in den ersten Tagen nach unserer Ankunft Toronto. Unseren Mietwagen holen wir nicht direkt am Flughafen, sondern etwas außerhalb ab, da es dort etwas günstiger ist. Unbedingt zu empfehlen ist eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung, denn so sind wir über den langen Zeitraum mit dem Auto sorgenfrei unterwegs.

In Toronto, der größten Stadt Kanadas, machen wir als erstes eine sehr interessante kulinarische Erfahrungen: Poutine. Poutine ist eine in Kanada sehr populäre Fast Food Spezialität. Sie besteht aus Pommes Frites, Käse und Bratensauce. Das Gericht wurde wohl in den 50er Jahren im französischen Québec erfunden. Man sagt es erhielt seinen Namen von einem Kioskbetreiber, der auf jenen speziellen Wunsch eines Gastes mit folgendem Satz geantwortet habe: „Ça va faire une maudite poutine“ (dt: „Das wird eine Riesensauerei“).

Direkt am ersten Tag in Toronto erleben wir auch den ersten Schreck mit unserem Mietwagen. Wir hatten das Auto in der Stadt geparkt und als wir zurückkamen, war es nicht mehr da. Gefunden haben wir es dann eine Straße weiter. An der Windschutzscheibe hing ein Zettel, dass an der Stelle an der das Auto zuvor stand ausgeladen werden musste und es deswegen in diese Straße abgeschleppt wurde.

Ontariosee

Verwundert über die Handhabung der Kanadier fahren wir an den Ontariosee und sind dort vom türkies-blauen Wasser überwältigt. Wir packen unseren Gaskocher und die Gitarre aus und verbringen den Rest des Tages dort am Wasser.

Sonnenuntergang am Ontariosee

Ontariosee bei Toronto

Übernachten wollen wir die meiste Zeit im Zelt. Um geeignete Wälder und Plätze zu finden, gibt es im Internet verschiedene Karten und Informationen, damit man schlussendlich nicht in einem Privatgrundstück landet. So suchen wir uns eine Plattform und schlagen dort unsere Zelte auf.

Zelten im Wald

Die erfolgreiche Schlafplatzsuche: Plattform im Wald

Direkt in den ersten Stunden unserer Roadtrips merken wir, wie unglaublich lang die einzelnen Distanzen sind. Kanada ist mit fast 10 Millionen Quadratkilometern nach Russland der zweitgrößte Flächenstaat der Welt und damit fast so groß wie Europa. Außerdem dehnt sich Kanada über sechs Zeitzonen aus, so dass sich Zeitverschiebungen gegenüber Deutschland von 4 ½ Stunden (Zeitzone Atlantic Time) bis 9 Stunden (Zeitzone Pacific Time) ergeben. Die einzelnen Zeitzonen sind mit Straßenschildern am Fahrbahnrand gekennzeichnet, die uns auffordern die Uhr umzustellen, wenn wir eine Zeitzone passiert haben.

Es ist ein wunderbares Erlebnis die abgelegenen Straßen abzufahren, doch noch besser lässt sich dieses absolute Freiheitsgefühl beim Wandern erleben. Wir halten immer dort an, wo es uns gefällt und erkunden fast jeden Tag neue Gegenden und Wälder zu Fuß. Dabei kann es durchaus passieren, dass man an einer stillgelegten Straße vorbei kommt, an der aber noch alte Schilder stehen.

Thunder Bay

Am schönsten in der Gegend zwischen Toronto und Thunder Bay sind die zahlreichen Seen. Neben den großen Seen findet man überall auch ganz viele kleine Seen, die im Sommer sicher auch gut zum Baden geeignet sind und im Herbst und Winter einfach unglaublich schön aussehen. Wir treffen auch immer wieder Leute, die im Camper unterwegs sind. Sollte man das entsprechende Budget dafür haben, empfiehlt sich das in jedem Fall.

Seeblick in der Thunder Bay

Seeblick in der Nähe von Thunder Bay

Nach über einer Woche Wandern und Zelten in verschiedenen Wäldern kommen wir in Thunder Bay an. Hier essen wir eine weitere kanadische Spezialität: „Timbits“ – Das ist Recherchen zufolge das Innere vom amerikanischen Donot. Das Beste daran ist, dass sie so klein sind, dass man sie sehr gut während der Fahrt essen kann.

In Thunder Bay lassen wir uns durch die Stadt treiben und besichtigen das Terry Fox Monument. Terry Fox wurde durch seinen „Marathon of Hope“ bekannt. Der selbst an Knochenkrebsleidende 22-jährige lief in den 80er Jahren mit nur einem Bein und einer Prothese in 143 Tagen über 5300km durch Kanada, um mehr Sensibilität und Spenden für krebskranke Menschen zu erzielen. Sein Engagement für die Krebsforschung genießt auch heute noch große Aufmerksamkeit. So werden weiterhin in Fox’ Namen Spenden für die Krebsforschung gesammelt und in vielen Ländern der Erde gibt es jährliche Terry-Fox-Läufe.

Denkmal
Kanadische Süßigkeiten

Nach zwei Tagen Stadtgetümmel zieht es uns wieder zurück in die Natur. Wir fahren weiter Richtung Winnipeg und verfahren wie gewohnt: Wir lassen uns sehr viel Zeit, halten an, wo es schön erscheint, erkunden die Gegend, kochen auf unserm Gaskocher, schlafen im Zelt oder im Auto und machen Musik.

Straße im Grasslands Nationalpark
Schlucht im Grasslands Nationalpark

Grasslands Nationalpark

Sobald wir in Winnipeg ankommen, stellen wir als erstes fest, dass es hier sehr viele Buchläden gibt. Über die Stadt wurden auch schon viele Songs geschrieben, doch das macht sie leider nicht viel attraktiver – zumindest für uns. Kanada lebt eben wie gesagt nicht von der Schönheit der Städte, sondern von der Vielfalt und der Weite der Natur. Die Gegend von Winnipeg ist total eben und manchmal kann man dort auch Tornados in der Ferne sehen. Unsere Reise geht weiter über Regina bis nach Calgary und schließlich kommen wir im Grasslands Nationalpark an.

Der Grasslands-Nationalpark ist einer der jüngsten Nationalparks in Kanada und wurde 1981 gegründet. Im Jahr 2006 wurde hier der amerikanische Bison neu angesiedelt. Eines davon haben wir auch direkt getroffen. Man sagt in Grasslands höre man das Gras wachsen und deswegen gilt der Nationalpark nach dem Soundforscher Gordon Hempton als einer der stillsten Orte der Welt. Seine Definition von Stille ist allerdings nicht das schlichte „Nichts-hören“, sondern wirkliche Stille könne man ganz bewusst hören, wenn all die Geräusche fehlen, die eine vom Menschen bewohnte Welt produziert. Und so hören wir in Grasslands nichts von Autos, Maschinen oder Flugzeugen und lauschen dem Flügelschlag der Falter, die gegen die Zeltwand fliegen, dem Wind und dem entfernten Heulen eines Kojoten.

Am nächsten Tag parken wir unseren Mietwagen und wandern los. Doch schon nach ein paar Minuten merken wir, dass das Land in alle Himmelsrichtungen gleich aussieht. Nach kurzer Zeit sind wir uns nicht mehr sicher, wo wir den Mietwagen geparkt hatten und gehen zurück. Wir holen uns bei einem der Ranger eine Karte und ziehen erneut los. Wir wollen uns zwar in der Weite verlieren, wirklich verloren gehen wollen wir allerdings nicht.

Bison in Kanada
Kanadische Landschaft
Kanada am Meer

Banff-Nationalpark

Gleich im Anschluss machen wir uns auf in den ältesten Nationalpark Kanadas: Den Banff-Nationalpark. Hier dreht sich alles nur um Bären und überall stehen Schilder die davor warnen, dass man einen Bären treffen könnte. Tatsächlich treffen wir auch einen – wenn auch nur aus der Ferne. Im Banff-Nationalpark erstrecken sich über 1.500 km die legendären Rocky Mountains. Als einen der besten Ausgangspunkte eignet sich Banff. Von hier aus kann man die vielfältige Landschaft, die von vulkanischen Landstrichen, bis zu Gletscherzonen reicht durchqueren. Wandern kann man hier überall, aber der West Coast Trail Richtung Vancouver Island gilt als berühmtester Wanderweg in Kanada.

Affe in Kanada
Palmen in Vancouver

Vancouver

Zum Abschluss unserer langen Reise durch die Einsamkeit werden wir zurück in die Zivilisation katapultiert und kommen in Vancouver an. Die Stadt bietet ein reges Nachtleben und überall kann man Cocktails trinken. Wir besuchen hier den StanleyPark, der uns als ein guter Kompromiss zwischen Stadt und Natur erscheint. Zum Abschluss besteigen wir die 2.830 Treppenstufen des Grouse Mountains und werden mit einem spektakulären Weitblick über die Stadt und das Meer von Kanada verabschiedet. In Vancouver geben wir nach 5 Wochen unseren Mietwagen ab und fliegen zurück.

Fazit

Die Weite des Landes und die Vielfalt der Natur sind unglaublich. Kanada ist ein ganz besonderes Roadtrip-Erlebnis, gerade weil man sich in der Idylle und Einsamkeit so schön verlieren kann.

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