Wir landeten in der größten Stadt Myanmars, Yangon, ehemals Rangun und tuckerten in einem klapprigen Bus Richtung Hostel. Das erste Ziel, nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, war die „Sule-Pagode“, die sich nicht weit von unserer Unterkunft entfernt befand. Bereits auf dem Weg dorthin begegneten uns zahlreiche bettelnde Mönche und Nonnen, darunter auch viele Kinder. Wir erfuhren, dass diese auf Spenden angewiesen waren, da sie keinen Besitz haben durften und somit jeden Tag durch die Stadt liefen, um Geld für Essen zu sammeln. Weiter ging unsere Tour zum „Bogyoke Aung San Market“, wo man gut und gerne mehrere Stunden mit Umherschlendern verbringen konnte. Die historische Markthalle beherbergt nämlich über 2.000 Stände, an denen von Gold über Diamantschmuck bis hin zu Tattoos alles verkauft wird. Ein weiterer spannender Ort war die „Shwedagon Pagode“, in der wir an jeder Ecke vergoldete Pagoden, Glocken und Buddha-Statuen bestaunen konnten. Jetzt verstanden wir auch, weshalb Myanmar „The Golden Land“ genannt wird.
Das definitive Highlight – neben der „Shwedagon Pagode“ – war der „Abandoned Amusement Park“, ein verlassener Vergnügungspark, der 2013 geschlossen wurde und in dem sich Mutter Natur nach und nach alles zurückerobert hat. Über ein verstecktes Loch im Zaun kletterten wir in das Innere des Parks und staunten nicht schlecht: die Fahrgeschäfte waren überwuchert von Bäumen und Sträuchern und wir fühlten uns wie in einer anderen Welt. Wir setzten uns auf die Karusselle und liefen eine Runde auf den Schienen der Achterbahn, hoch oben über Yangon. Der ganze Park strahlte eine unheimliche aber gleichzeitig faszinierende Stimmung aus. Völlig ausgehungert von dem abenteuerlichen Ausflug in den Vergnügungspark, besuchten wir am Abend den Food Market in der 19th Street, wo wir uns zwischen den einzelnen Leckereien kaum entscheiden konnten.
Shwedagon Pagode
Verlassener Vergnügungspark (Foto: Luca Huber)
Einbeinruderer (Foto: Luca Huber)
Die nächste Station unserer Reise durch Myanmar war der Inle-Lake. Da sich das Leben der Menschen am Inle-See größtenteils am und auf dem See abspielt, unternahmen wir mit einem Fischerboot eine Tour über den See. Dick eingepackt tuckerten wir den Kanal, der in den See mündete, entlang und konnten dabei Kühe beim Grasen und Möwen beobachten. Kurz nachdem wir den See erreicht hatten, sahen wir den ersten der für den Inle-Lake so berühmten Einbeinruderer. Zwar posierten einige von ihnen nur für Touristen und fingen gar nicht wirklich Fische, wir kamen aber auch an ein paar Einheimischen vorbei, die tatsächlich auf diese ungewöhnliche Art und Weise fischten.
Auf unserer Tour quer über den See fuhren wir an Stelzenhäusern und schwimmenden Gärten vorbei und hielten an verschiedenen Manufakturen an, wo uns die zahlreichen Handwerksbetriebe, wie beispielsweise eine Silbermanufaktur sowie eine Lotus- und Seidenweberei erklärt wurden. Wir waren fasziniert von dem Netz aus unzähligen Wasserstraßen und Dörfern, die komplett auf dem Wasser errichtet wurden. Ein weiteres Highlight war ein Zwischenstopp bei der antiken „Shwe Inn Thein Paya“, ein antiker Pagodenwald aus über 1.000 Stupas, auf welchen teilweise sogar schon Bäume wuchsen. Bei der letzten Station erfuhren wir etwas über das Bergvolk Padaung. Die Padaung-Frauen tragen teilweise schon als Mädchen schwere Goldringe um den Hals, die diesen scheinbar verlängern und die sie nicht abnehmen dürfen. Eine der Frauen trug bereits seit über 45 Jahren die nun 22 Ringe um den Hals. Nach fast 10 Stunden endete die Tour und wir waren um viele Eindrücke reicher.
In-Dein-Pagodenwald (Foto: Luca Huber)
Padaung-Frau
Für Weinliebhaber empfehlen sich die „Red Mountain Estate Vineyards“, von wo aus man vor allem bei Sonnenuntergang einen herrlichen Blick auf den See hat.
Bagan – der eigentliche Grund, weshalb ich schon mein ganzes Leben nach Myanmar wollte. Heißluftballons, die früh morgens über die riesige Tempellandschaft in den Sonnenaufgang schweben. Bagan ist eine historische Königsstadt in Myanmar, in der auf 36 qkm mehr als 2.000 Sakralgebäude aus Ziegelsteinen errichtet wurden. Doch leider sind seit einem Erdbeben im Jahre 2016 fast alle Tempel und Pagoden aus Sicherheitsgründen für Touristen geschlossen. Dicke Eisentore und unzählige Dornbüsche versperren den Eingang und machen so das Hinaufklettern nahezu unmöglich. Doch genau das scheint den meisten den Anreiz dazu zu geben, trotzdem heimlich auf die teilweise bröckeligen Pagoden zu klettern. Und so begann auch für uns und unseren E-Roller ein Katz- und Mausspiel mit den einheimischen Wächtern, immer auf der Suche nach dem besten Blick über die Steppenlandschaft in Bagan. Sobald die Wächter verschwunden waren, kletterten wir heimlich über die Zäune und Stufen nach oben, nur um kurze Zeit später wieder mit Trillerpfeifen nach unten beordert zu werden. Wir entdeckten schließlich einen Tempel, an dem niemand weit und breit zu sehen war und machten uns voller Elan daran, die riesigen Dornbüsche, die den Eingang versperrten, aus dem Weg zu räumen. Unterstützung bekamen wir von einer Herde Ziegen, die fröhlich an den Ästen herumknabberten, ehe sie von ihren Besitzern weitergetrieben wurden. Als auch der letzte Ast entfernt war, mussten wir uns nur noch durch den extrem engen Spalt im Tor zwängen und die dunklen Stufen nach oben steigen. Wir hatten den ganzen Tempel für uns und wurden mit einem unglaublichen Ausblick über die umliegende Landschaft und andere Pagoden belohnt. Zwar hatten wir überall blutige Kratzer, die Sicht und der Sonnenuntergang machten aber alles wieder wett.
Sonnenuntergang in Bagan
Blick über Bagan
Magischer Sonnenaufgang in Bagan (Foto: Luca Huber)
Noch viel überwältigender war allerdings der Sonnenaufgang in Bagan. Dick eingepackt machten wir uns auf den Weg zu einer uns empfohlenen Stupa, auf die man ohne große Mühe hinaufklettern konnte. Und dann saßen wir da und ich konnte nicht glauben, dass mein größter Traum wahrgeworden war. Wir blickten über die weitläufige Landschaft, wo langsam die Sonne aufging und Heißluftballons in den Himmel stiegen. Der Moment war einfach nur magisch und wunderschön. Für diesen Anblick würde ich definitiv jeden Morgen so früh aufstehen!
Um zum letzten Ort unserer Reise zu gelangen, nahmen wir ein Boot. Und so tuckerten wir 14 Stunden auf dem Irrawaddy, vorbei an vergoldeten Pagoden neben Blechhütten, bis wir schließlich Mandalay erreichten. Wir erkundeten die Stadt mit einem Roller, da der Verkehr für einen Mietwagen zu chaotisch war. Eines unserer Ziele war die „U-Bein-Brücke“, die als die längste und älteste Teakholz-Brücke der Welt gilt. Wir überquerten die wackeligen Holzbretter und schauten uns den Sonnenuntergang an. Am nächsten Tag machten wir uns früh morgens auf den Weg nach Mingun, das auf der anderen Flussseite lag. Hier besuchten wir die „Hsinbyume-Pagode“, in der man sich wie auf Wolke 7 fühlte. In Mingun befindet sich auch die „Mingun-Pagode", die einst die größte Pagode der Welt werden sollte, wozu es allerdings nie kam. Heute steht man eher vor einem riesigen Ziegelhaufen. Völlig überwältigt von den ganzen Eindrücken der Reise mussten wir uns schließlich von Myanmar verabschieden, freuten uns aber auf unsere Weiterreise nach Laos.
U-Bein-Brücke
Auf Wolke 7