Startpunkt Route 66 in Chicago
Um es vorweg zu sagen: Der September war ideal. Das Wetter war herrlich und nicht zu heiß. Trotzdem sonnenbrandtauglich und hutkaufförderlich. Die State Parks, in denen wir oft übernachtet haben, waren quasi menschenleer, wir konnten uns die schönsten Plätze aussuchen, oft direkt am Wasser. Wenn wir Natur und Einsamkeit haben wollten, war das kein Problem. Wenn wir etwas unternehmen und Menschen treffen wollten, auch nicht.
Aber der Reihe nach. Der Wohnmobil-Vermieter verlangt vor der Übernahme mindestens eine Übernachtung. Wer in Chicago mit seiner Route 66-Tour starten will, wie es der Startpunkt verlangt, der gönne sich ein paar Nächte mehr. Wir akklimatisierten uns ein paar Tage, genossen ein komfortables Hotel und die beeindruckende Großstadt. Und dann ging’s los.
Die Route-66 gab die Richtung vor, aber wir wollten sie nicht sklavisch abfahren. Direkt zu Beginn bietet sich ein Umweg an, um die Amish in Arthur zu besuchen. Auf der Farm der Kaufmanns probierten wir leckeren Ziegenmilchjoghurt (wir hätten viel mehr kaufen sollen!) und machten eine Kutschfahrt. Merle (der Mann) ist sehr aufgeschlossen und erzählte, wie die Gemeindemitglieder jeden Sonntag ganz genau zuhören, wenn die Geistlichen aufzählen, was alles nicht erlaubt ist. Fehlt etwas in der Aufzählung, dann darf man es haben. So kommt es, dass die Kleidung zwar keine Knöpfe hat (sondern Stecknadeln), die Amish hier kein Auto besitzen, aber zum Glück seit einiger Zeit einen motorbetriebenen Rasenmäher verwenden dürfen.
Abend in Springfield
Wir genießen die Landschaft in Illinois und die Veränderungen in Missouri, wo wir die Natur besonders bewundern. In Springfield landen wir abends in einer Studentenkneipe und genießen ein launiges Beertasting. Und schwupps, sind wir in Oklahoma, wo uns der Art-Deco-District von Tulsa beeindruckt. Weiter geht es nach Oklahoma City. Der Reiseführer verrät, dass es sonntags im State Capital kostenlose Führungen gibt. Tatsächlich gibt es sie, und wir sind die einzigen Gäste! Und abends stehen wir schon wieder direkt am Wasser.
Dann sind wir auch schon in New Mexico. Spätestens hier merkt man, dass am Himmel mehr Platz zu sein scheint, als bei uns. In Santa Fé ist richtig was los, die Altstadt von Albuquerque gefällt uns sogar noch besser.
Arizona wartet mit so vielen Highlights auf, dass man darüber eigene Bücher schreiben kann. Wir besichtigen unter anderem ein „wirklich großes Loch“, den Barringer-Meteor-Crater, der seinem Investor kein Geld, aber wenigstens ein ewiges Andenken eingebracht hat. In Flagstaff, einer wirklich tollen Stadt, wartet ein weiteres Highlight. Der Wind lässt nach und man darf mit einem historischen Teleskop einen Blick in die Sterne tun. Der Spiralnebel M 15 schickt uns Grüße aus dem All.
Bei Sedona müssen wir die Route 66 verlassen, denn der Anbieter verlangte eine Rückgabe in Phoenix. Also Richtung Süden. Wir machen noch schnell die Erfahrung, dass der Apache Trail die versprochenen tollen Aussichten liefert, aber für ein RV absolut ungeeignet ist. Und wir wissen endlich, was „no pavement“ bedeutet. Zum Glück kommen wir ohne Unfall davon und genießen noch zwei Tage am Lake Roosevelt. Dann heißt es Abschiednehmen vom Wohnmobil.
Unsere Reise ist aber noch nicht zu Ende! Denn wir tauschen den RV gegen einen Mietwagen und fahren durch bis San Diego. Hier erleben wir noch ein paar entspannte Tage, bis zur aufregenden Rückfahrt nach Los Angeles, wo wir unseren Rückflug antreten wollen.
Welcome to San Diego
Venice Beach in Los Angeles
Unser Traumurlaub war zu Ende. Vier Wochen mit dem Wohnmobil quer durch die USA entlang der Route 66, zum Schluss noch ein Abstecher nach San Diego. Was wir alles gesehen hatten! Wolkenkratzer und Musiker. Stille Seen, Wälder und Amish People. Meteorkrater, Raketen und Indianer. Rote Felsen, riesige Kakteen und Surfer.