Aber auch das Land, in dem Fast Food und Massenkommerz regieren, in dem alles irgendwie lauter, schriller und bunter ist, bei dem man nicht unbedingt sofort an unberührte Natur denkt. Dieser Eindruck bestätigte sich natürlich, als meine Freundin und ich in Las Vegas landeten, von wo aus unsere dreiwöchiger Trip durch den Westen der USA starten sollte. Wenn man diese drei Tage in dem Glücksspielparadies mit einem Wort beschreiben sollte, kommt nur dieses in den Sinn: Reizüberflutung. Aber natürlich hatten wir unseren Spaß, gewannen und verloren unsere zehn Dollar beim Roulette, machten einen Ausflug in den Grand Canyon und schauten uns Britney Spears im Planet Hollywood an.
Doch so richtig begann das Abenteuer Amerika erst, als wir uns in unseren Mietwagen setzten und losfuhren.
Sahen unsere Augen vor knapp einer Stunde noch blinkende Lichter und schallte unseren Ohren schrille Musik aus den Spielhöllen entgegen, mussten wir uns tatsächlich erst mal ein bisschen an die neue Situation auf der Route 15 von Las Vegas nach L.A. gewöhnen. Denn wir sahen und hörten - nichts. Sobald wir das Ortsschild in Vegas hinter uns ließen, schien die Welt brach zu liegen. Nevada ist ein extrem heißer und trockener Staat, viele grüne, satte Pflanzen erblickten wir zunächst also erst mal nicht. Dennoch stellte sich hinterm Lenkrad zum ersten Mal dieses Gefühl der Freiheit ein - auch wenn die angesichts der Geschwindigkeit direkt wieder ein wenig eingeschränkt wurde. Denn in den USA darf man nirgends ohne Begrenzung über den Highway brettern, meist gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Das machte aber nichts, so hatte man viel mehr Zeit, (als Beifahrer natürlich!) die Landschaft zu entdecken und die teilweise mordsmäßig aufgetuneten Ami-Schlitten zu begutachten.
In Los Angeles angekommen erkundeten wir erst mal das Nachtleben und die Tage darauf natürlich Hollywood, den Walk of Fame und Vintage-Shoppingparadiese.
Ein weiteres Highlight bildete der Besuch in Disneyland - Anaheim ist mit dem Auto in gut einer dreiviertel Stunde zu erreichen.
Danach machten wir uns auf nach San Diego und Santa Barbara. Das Gute an unserem Trip: Wir hatten uns nur für Las Vegas und L.A. vorab Hotels gebucht und entschieden ab da spontan, wie lange wir wo bleiben wollten. Weil es uns in Santa Barbara so gut gefiel - ein kleiner, romantischer Ort mit perfekter Hochzeit-am-Strand-Kulisse -, blieben wir einfach länger dort. Dank Mietauto waren solche spontanen Entscheidungen auch kein Problem.
Doch dann folgte das im Nachhinein wohl größte Highlight der ganzen Reise: Die Fahrt von Santa Barbara nach San Francisco. Wir wussten bereits ein wenig darüber, dass viele den Highway 1 als eine der schönsten Strecken Nordamerikas beschrieben. Aber was kann an einer knapp sechs Stunden langen Autofahrt wirklich so toll sein? Eines vorneweg: Wir brauchten am Ende fast doppelt so lang - weil wir unterwegs so oft anhalten mussten, um die Schönheit vollends in uns aufsaugen zu können.
Gleich zu Beginn wurde der Kontrast zwischen dem schnelllebigen Eindruck von Amerika, den viele ja haben, und unberührter Natur spürbar. Endlose Rapsfelder, Berge, grüne Wiesen, glückliche Kühe - befanden wir uns wirklich in den USA? Immer wieder trauten wir unseren Augen kaum, wenn diese wilde Natur neben unseren Autofenstern vorbeizog. Dann folgten die massiven Berge, auf deren eingelegten Straßen wir uns mit unserem Auto durchschlängeln mussten. Und immer wieder: Weites Land. Natur. Stille.
Ein besonderes Naturschauspiel bot sich uns in San Simeon, ungefähr auf halber Strecke: Eine See-Elefanten-Kolonie sonnt sich. Die Tiere sind staunende Besucher wohl gewohnt und ließen sich nicht bei ihrem Mittagsschlaf stören.
Am Big Sur, einem langem Küstenabschnitt, gönnten wir uns eine weitere Pause und sogen erneut diesen Hauch von Freiheit in uns auf. Dann machten wir uns auf, in Richtung Sonnenuntergang und San Francisco.
Was vielleicht kitschig klingt, bildete für uns den schönsten Tag unserer gesamten Amerika-Reise. Auch wenn wir dabei fast 12 Stunden im Auto saßen.