„Wir suchen uns Campingplätze, nehmen natürlich keine Anhalter mit und auf keinen Fall ins Outback, denn da sind ja schon einige Leute nach Autopannen verdurstet!“, vereinbarte ich mit meiner Freundin Anja vor unserem Road-Trip.
Nun ist es so weit. Ich klebe einen gelben Zettel mit der Aufschrift „LINKS FAHREN!!!!!“ an das Armaturenbrett, Anja dreht den Schlüssel, der Motor springt an und auf geht’s!
Wohin? Erst einmal ans Meer! Ganz altmodisch mit der Karte auf meinen Knien bin ich guter Dinge uns aus Sydney zu navigieren. Merke jedoch schnell, dass ich meine Fähigkeiten im Kartelesen überschätzt und den Verkehr unterschätzt habe.
Wir laufen zum fast menschenleeren Strand und tanzen mit den Füßen im kalten Wasser. Das Rauschen der Wellen, die Zeit steht still - Es liegen viele Wochen voller Freiheit vor uns!
Für die Nacht parken wir direkt am Strand auf einer Rest Area, einem Schotterplatz in Straßennähe – so viel zum Thema sicherer Übernachtungsplatz! Meine Sorge, dass Backpacker brutal ermordet werden oder mich wilde Tiere anfallen, wenn ich nachts von meiner Blase gezwungen werde, das sichere Auto zu verlassen, quittiert Anja schulterzuckend mit australischer Mentalität: „No worries!“. Sie möchte vor Sonnenuntergang noch schwimmen gehen. Ich teste das Wasser, welches schon am Ufer sehr tief scheint, mit meinem Zeh. Plötzlich tauchen vor mir zwei Rückenflossen aus dem Meer auf. Ich springe schreiend zurück: „Haie!“. Nun ist selbst Anja die Lust aufs Schwimmen vergangen. Allerdings stellen sich die vermeintlichen Haie als Delfine heraus. Unmittelbar darauf sehen wir Wale am Horizont, die die Delfine ans Ufer verdrängen, erklärt uns ein älteres Aussie-Pärchen. „No worries!“, versichern sie uns. Die zwei Farmer auf Rundreise verbringen ebenfalls die Nacht auf der Rest Area. Zusammen verbringen wir den Abend am Lagerfeuer mit Tetrapack-Wein und Stockbrot, zu dem sich später auch der Holländer Henk, der mit seinem Zelt hier gestrandet ist, gesellt.
Am nächsten Tag sitzen wir zu dritt im Van – Henk zwischen uns beiden. Tag 2 und mein zweiter Vorsatz hat sich auch erledigt, aber „no worries!“.
Die Fenster heruntergedreht, weht der Fahrtwind uns um die Ohren und ich drehe das Radio lauter. Jack Johnson begleitet unseren Weg an der Küste entlang nach Norden zum Great Barrier Reef. Mit Blick auf das glitzernde Meer genieße ich den Moment und ahne noch nichts von unseren Erlebnissen mit dreisten Emus, niedlichen kangaroos, knurrenden Koalas, Schlangen sowie mit vielen interessanten Menschen. Wir würden Reifenpannen meistern und doch noch quer durch das Herzen Australiens – das Outback! – fahren.